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AKKUMULATION – Multimoni

Die Berliner Künstlerin Monika Duhme zeigt in einer umfassenden Ausstellung ihre prägnanten Tierdarstellungen in den Techniken Acryl auf Leinwand, Druckgraphik und Tuschezeichnung auf Papier. Die 1967 in Oldenburg geborene Künstlerin benutzt seit 1997 den Künstlernamen Multimoni. Dieser Name steht für ihre erfolgreiche Arbeit in verschiedenen künstlerischen Gattungen und für das Spiel mit unterschiedlichen Rollen, in die die Künstlerin, zur Verwirrung des Publikums, gerne schlüpft.

Die Werke zeigen immer wieder die unterschiedlichsten Tiergattungen in eindringlichen Posen. In den „Tierknäuel“ suchen die Protagonisten nach Akkumulation in einer Welt, in der die Lebensräume zum knappen Gut geworden sind. Die „Planeten“ geben den Tieren neue Lebensräume, die sie vereinsamt und entwurzelt zurücklassen. Wenn Multimoni die Werke „Niedlinge“ betitelt, dann schauen den Betrachter eindringlich große niedliche Augen an, die hilflos und mit Verwunderung durch eine anonymisierte Welt tapern. Die Bilder „Fallende“ entreißen den Dargestellten buchstäblich den Boden unter den Füßen. Auf dem letzten Stückchen heile Welt, das ihnen geblieben ist, fallen sie ins Bodenlose. Die Serie „Stadtmusikanten“ schickt die Gruppe auf Weltreise, wo sie auf der Suche nach Lebensraum viele Gleichgesinnte finden.

Stadtmusikanten-Netzwerk, 2018, Multimoni

Der Mensch als Krone der Schöpfung hat in diesen Werken keinen Platz. Die Selbstgewissheit des Homo Sapiens als höchste Veredelungsstufe auf Erden kann angesichts von Kriegen, Umweltzerstörung und Massentierhaltung in Frage gestellt werden. Nur 1,37 Prozent unterscheiden uns vom Schimpansen als nächsten Verwandten. Das Tier ist das wichtigste Gegenüber des Menschen in dieser Welt und bleibt immer ein Teil von uns. In den Werken der Künstlerin nehmen die Tiere somit auch höchst menschliche Züge an. Wir fühlen mit ihnen. Doch gleichzeitig distanzieren sie sich, wirken verloren und schön. Das Tier schaut durch den Betrachtenden hindurch. Das Desinteresse gegenüber dem Menschen macht die Protagonisten auf der Leinwand stark.

Adler und Ara, Multimoni

Tiere in der Kunst sind ein großes Thema, denn die Beziehung zu ihnen ist geprägt von Widersprüchen. Wir lieben und wir töten Tiere. Wir nennen sie Freunde und essen sie auf. Wir schützen und pflegen sie und setzen sie gleichzeitig auch unfassbaren Qualen aus. In zeitgenössischen Tierdarstellungen sind Tiere mehr als flauschige Hingucker. Sie sind zur Systemkritik auf vier Pfoten geworden.

Zur Vernissage am Freitag, 10. August 2018, 19 bis 22 Uhr, ist die Künstlerin anwesend. Geraldine Dudek wird uns in die Welt der Multimoni einführen. Ich freue mich auf einen schönen Abend mit vielen interessierten Gästen.

Heike Wendeln

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